Bin ich bereit für ein eigenes Pferd?

Für zahlreiche Reiter und Pferdefreunde besteht der Traum vom eigenen Pferd über viele Jahre hinweg. Denn ein eigenes Pferd bedeutet Freiheit, Freundschaft und unvergessliche Momente – aber auch eine große Verantwortung, die sorgfältig überlegt sein muss. Die Entscheidung, ob man selbst bereit für ein eigenes Pferd ist, geht weit über die Fähigkeiten im Sattel hinaus. Für ein Pferd benötigt man Zeit, Geld, Wissen und die Bereitschaft, die Verpflichtung dazu auf lange Sicht einzugehen.

Zeitlicher Aufwand

Ein Pferd benötigt tägliche Pflege und Aufmerksamkeit, unabhängig vom Wetter oder den Trainingseinheiten. Dazu gehören das Füttern, Ausmisten, Putzen, Bewegung und Gesundheitskontrolle. Auch an Feiertagen, Wochenenden oder bei schlechtem Wetter bleibt diese Verantwortung bestehen. Wer sich ein Pferd zulegt, muss bereit sein, einen erheblichen Teil seiner Freizeit dauerhaft zu investieren. Falls man seinen geliebten Vierbeiner in einem Pensionsstall mit verschiedenen Services stehen hat, fallen zwar meist höhere Kosten an, allerdings lässt sich so auch Zeit sparen. Alternativ kann man sich durch eine Reit- oder Pflegebeteiligung zusätzliche Unterstützung suchen, doch auch das will organisiert und kontrolliert sein.

Eine simple und ehrliche Selbsteinschätzung hilft hierbei: Habe ich genügend Zeit, mich mindestens einmal täglich um mein Pferd zu kümmern? Bin ich bereit, auch in stressigen Lebensphasen oder bei Änderungen wie Jobwechsel oder Umzug für mein Tier da zu sein?

Finanzielle Verpflichtung

Pferdbesitzer sein ist teuer. Neben den offensichtlichen Kosten für Stallmiete, Futter und Hufschmied kommen regelmäßig Kosten für Tierarzt, Versicherungen, Ausrüstung oder Unterricht hinzu. Unvorhergesehene Ausgaben, etwa bei Krankheiten oder Verletzungen, können schnell zu hohen Summen führen.

Gewisse finanzielle Rücklagen für solche Notfälle sind daher essenziell.. Eine Faustregel: Die monatlichen Fixkosten sollten auch bei unerwarteten Mehrausgaben tragbar sein. Ein Budgetplan kann zusätzlich helfen, die finanzielle Belastung realistisch einzuschätzen.

Fachkompetenz für das eigene Pferde

Nur Reiten zu können, reicht oft nicht aus. Wer ein Pferd besitzt, trägt die Verantwortung für dessen physisches und psychisches Wohlbefinden. Dazu gehört es, die Körpersprache des Pferdes korrekt deuten zu können, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und grundlegendes Wissen über Fütterung, artgerechte Haltung, Training und Erste Hilfe zu haben.

Erfahrung im Umgang mit verschiedenen Charakteren, Temperamenten und Situationen hilft enorm. Eine gute Vorbereitung ist zum Beispiel durch eine Reit- oder Pflegebeteiligung Erfahrungen zu sammeln. Es empfiehlt sich zudem, regelmäßig qualifizierten Unterricht zu nehmen und offen für Weiterbildungen zu bleiben.

Langfristige Verpflichtung gegenüber dem Partner Pferd

Pferde können 20 Jahre oder älter werden und im hohen Alter womöglich gar nicht mehr oder nur eingeschränkt reitbar sein. Trotzdem gehört es zur Pflicht eines jeden Pferdebesitzers, den eigenen Liebling auch im fortgeschrittenen Alter gut versorgt zu wissen. Wer sich heute ein Pferd anschafft, übernimmt möglicherweise bis weit in die eigene Zukunft hinein Verantwortung – auch wenn sich die eigenen Lebensumstände ändern. Partnerschaft, Familie, Beruf und Gesundheit: All diese Bereiche können Einfluss auf die Fähigkeit nehmen, sich um ein Pferd zu kümmern.

Eine wichtige Frage lautet daher: Bin ich bereit, mein Leben in vielen Bereichen um mein Pferd herum zu organisieren und bei Bedarf langfristige Lösungen (zum Beispiel für Urlaubsvertretung oder Krankheit) zu finden?

Emotionale Reife

Neben aller praktischen Vorbereitung spielt auch noch die eigene Einstellung eine große Rolle. Ein Pferd ist kein Sportgerät und keine sponatne Anschaffung, sondern ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen und Emotionen. Frustrationstoleranz, Geduld, Empathie und die Fähigkeit, auch in schwierigen Momenten rational zu handeln, sind entscheidend.

Manchmal bedeutet Verantwortung auch, schwierige Entscheidungen treffen zu müssen – etwa, wenn gesundheitliche Probleme auftreten oder Trainingsziele angepasst werden müssen. Wer diese emotionale Reife mitbringt, ist gut vorbereitet auf die Höhen und Tiefen, die ein Leben mit einem eigenen Pferd mit sich bringt.

Eigenes Pferd – Eine gute Entscheidung?

„Bin ich bereit für ein eigenes Pferd?“ – diese Frage sollte nicht leichtfertig beantwortet werden. Wer die zeitlichen, finanziellen, fachlichen und emotionalen Voraussetzungen ehrlich prüft und erfüllt, schafft eine solide Basis für eine glückliche Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd. Und vielleicht zeigt die ehrliche Antwort auch: Noch nicht. Dann kann der Traum durch weiteres Lernen, Erfahrung und Planung in greifbare Nähe rücken – und das gemeinsame Glück optimal gelingen.

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Über Beate Glötzl

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