Der neue Trend: Katzen an der Leine und im Rucksack

Man kommt fast gar nicht mehr an diesem Trend vorbei. Es wirkt fast so, als hätte sich ein neues Hobby entwickelt, das so langsam auch nach Deutschland durchdringt. In den sozialen Medien sieht man sie immer häufiger: Katzen, die an der Leine durch belebte Straßen spazieren oder in speziellen Rucksäcken auf Reisen mitgenommen werden. Was auf den ersten Blick niedlich und abenteuerlich wirkt, wirft bei genauerem Hinsehen Fragen zum Wohlbefinden unserer Samtpfoten auf.

Eine der bekanntesten Geschichten ist von Bob, dem Straßenkater und seinem Halter James, dem Straßenmusiker. Von diesem Paar gibt es mittlerweile nicht nur mehrere Bücher. Es wurde sogar ein Kinofilm gedreht. Heutzutage scheinen immer mehr Haustierbesitzer – oder zumindest jene, die auf den sozialen Medien aktiv sind – auf Plattformen wie Instagram ihre Ausflüge und Abenteuer gemeinsam mit ihren Haustieren zu bestreiten. Profile wie „louieandtodd“ oder „nala_the_bengali“ zeigen Katzen, die scheinbar entspannt an der Leine laufen oder in Rucksäcken transportiert werden. Diese Beiträge sammeln tausende Likes und ermutigen viele Tierhalter, es ihnen gleichzutun. Doch ist das wirklich im Sinne unserer Stubentiger?

Expertenmeinungen: Stress statt Spaß?

Fachleute stehen diesem Trend kritisch gegenüber, denn Katzen sind von Natur aus Lauerjäger und Reviertiere. Sie bevorzugen vertraute Umgebungen und feste Rückzugsorte. Spaziergänge an wechselnden Orten oder durch belebte Stadtparks können für sie erheblichen Stress bedeuten. In der Regel sind daher häufige Ortswechsel und Transporte für die meisten Katzen mit großem Unbehagen verbunden. Von der Mitnahme in Rucksäcken auf langen Wanderungen oder gar als Begleitung zum Spazierengehen in der Stadt ist grundsätzlich abzuraten.

Ja, natürlich freut sich fast jeder über den Anblick einer flauschigen Fellnase, die man vielleicht sogar streicheln dürfte. Allerdings sollte in erster Linie an das Wohlbefinden des Tieres und nicht die Bedürfnisse der Besitzer:innen oder jener die den Tieren über den Weg laufen, gedacht werden. Experten warnen allerdings davor, dass nicht jede Katze für solche Abenteuer geeignet ist. Wie auch wir Menschen gibt es Draufgänger, die einem kleinen Abenteuer nicht abgeneigt sind. Vermutlich sind sie auch bereits von klein auf an, an das Tragen eines Geschirrs oder dem Transportieren in entsprechenden Rucksäcken oder Transportkörben gewöhnt. Für andere bedeutet dieser Umstand allerdings höchstwahrscheinlich Stress.

Stress- und Angstzustände bei Katzen erkennen

Es ist wichtig, die Anzeichen von Stress oder Angst bei Katzen zu erkennen, um ihr Wohlbefinden zu gewährleisten. Die Halter:innen kennen ihre Lieblinge meistens am besten. Hier wird jede und jeder sicherlich beim Lesen dieses Artikels ein gutes Gefühl darüber haben, welcher Typ Katze das eigene Tier ist. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass man sich nicht immer ganz sicher sein kann. Schritt für Schritt das Tier an etwas Neues heranzuführen, ist nichts Verwerfliches, solange man gut auf das Tier achtet und eventuelle Signale schnell zu deuten weiß.

Katzen zeigen Stress auf vielfältige Weise. Das Zurückziehen und Verstecken beim Anblick des Transportkorbs ist für viele Vierbeiner bereits einstudiert, symbolisiert es doch den Gang zum Tierarzt. Hier wird auch der Rucksack sicherlich ein ähnliches Verhalten nach sich ziehen. Je eher man die Katze daher an das Tragen einer Leine oder den Transport in einem Rucksack gewöhnt, desto besser. Aber – nur weil das Tier keine Angst vor dem Transportmittel hat, heißt es noch lange nicht, dass sie oder er der geborene neue Indiana Jones der Nachbarschaft werden möchte. Achtet bei eurem Tier auf Körpersprache sowie Geräusche wie Knurren oder zischen oder aggressives Verhalten. Wenn solche Verhaltensänderungen auftreten, ist es ratsam, die Umgebung und Routine der Katze zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, um Stressoren zu minimieren.

Fazit: Wohlüberlegte Entscheidungen zum Wohle der Katze

Auch wenn der Gedanke verlockend erscheint, die eigene Katze auf Abenteuer mitzunehmen, sollte stets das Wohl des Tieres Priorität haben. Katzen sind keine kleinen Hunde und haben eigene spezifische Bedürfnisse und Verhaltensweisen. Bevor man dem neuesten Trend folgt, ist es wichtig, die individuellen Charakterzüge und Vorlieben der eigenen Katze zu berücksichtigen und eher auf solche Ausflüge zu verzichten, wenn sie von dem Tier nicht freiwillig und ohne Stress und Angst bewältigt werden, denn am Ende zählt, dass alle in der Expeditionsgruppe gesund und zufrieden sind.

Über Victoria v. Holtzapfel

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