Die Rolle des Menschen in Ausnahmesituationen

Oft wird auch das Pferd als bester Freund des Menschen bezeichnet. Gründe hierfür findet man allein in der Geschichte zur Genüge. Doch sind auch die Menschen die besten Freunde der Pferde? Und was bedeutet das eigentlich genau? Pferde sind sensible Fluchttiere. Ihr natürliches Verhalten ist darauf ausgerichtet, auf Veränderungen in der Umgebung schnell zu reagieren – oft mit Flucht, Spannung oder Rückzug. In unserer heutigen Welt geraten Pferde jedoch regelmäßig in Situationen, die sie nicht einschätzen können: von plötzlichen Veränderungen, über neue Umgebungen bis hin zu emotionalen Spannungen im direkten Umfeld. Gerade in solchen Ausnahmesituationen wird die Rolle des Menschen als Bezugsperson entscheidend. Und zwar nicht nur für die Sicherheit, sondern auch für das emotionale Gleichgewicht des Pferdes.

Mensch als emotionaler Anker

Pferde orientieren sich stark an nonverbalen Signalen. In ungewohnten oder potenziell stressigen Situationen suchen sie nach Sicherheit durch ihre Herde oder den Menschen. Wer als Bezugsperson Vertrauen aufgebaut hat, kann in diesen Momenten wie ein emotionaler Anker wirken. Ein Mensch kann seinem Tier also durch ruhige und gelassene Körpersprache und bewusste Atmung vermitteln, dass keine Gefahr besteht und so Anspannung aus ungewohnten Situationen herausnehmen.

Umgekehrt wirkt jedoch ein Mensch, der selbst gestresst, hektisch oder angespannt ist, entsprechend auf das Pferd. Es gilt also auch in schwierigen oder emotional aufwühlenden Situationen für Mensch und Tier stets zuversichtlich und gelassen zu bleiben.

Vertrauen entsteht nicht im Ausnahmezustand

Damit sich das Pferd jedoch wirklich am Menschen orientiert, muss es bereits davor eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut haben. Vertrauen ist kein spontanes Geschenk, sondern ein Ergebnis kontinuierlicher Beziehungspflege. In alltäglichen Situationen entsteht genau diese emotionale Basis, auf die in Stressmomenten zurückgegriffen wird.

Ein Pferd, das gelernt hat, dass es sich auf seinen Menschen verlassen kann und verständliche und faire Regeln gesetzt werden, wird in einer ungewohnten Lage eher bereit sein, sich an diesem Menschen zu orientieren.

Oft wird auch das Pferd als bester Freund des Menschen bezeichnet. Gründe hierfür findet man allein in der Geschichte zur Genüge. Doch sind auch die Menschen die besten Freunde der Pferde? Und was bedeutet das eigentlich genau?

Ausnahmesituationen im Alltag

Unerwartete – oder auch geplante – Ausnahmesituationen sind für das Pferd jedoch meist trotzdem überraschend. Hierzu zählen neben Verletzungen und dadurch bedingte Konsequenzen wie Isolation oder fehlende Bewegung auch Stallwechsel oder Verluste von ihren vertrauten Artgenossen.

Aber auch ohne medizinische Eingriffe oder Standortveränderungen gibt es viele Alltagssituationen, die Pferde vor kleine emotionale Herausforderungen stellen können. Dabei kann es sich auch um kleinere Veränderungen handeln, etwa fremde Pferde auf dem Hof, ein neuer Reiter oder Wetterereignisse.

In solchen Momenten ist es essenziell, dass der Mensch nicht nur Führung, sondern auch Verständnis zeigt. Die richtige Mischung aus Klarheit und Einfühlungsvermögen entscheidet darüber, ob das Pferd lernt, sich der Situation zu stellen oder sie dauerhaft meidet.

Was Bezugspersonen konkret tun können

Hier einige Maßnahmen, mit denen Bezugspersonen ihre Rolle stärken können:

  • Regelmäßige, bewusste Zeit mit dem Pferd verbringen, und zwar nicht nur im Sattel, sondern auch am Boden
  • Ruhiges Verhalten in neuen Situationen gezielt üben, zum Beispiel bei Spaziergängen oder im heimischen Stall
  • Das Pferd beobachten und seine Körpersprache deuten lernen
  • Verlässliche Rituale schaffen
  • Selbstreflexion trainieren – wie fühle ich mich gerade, und was strahle ich aus?

Die Bedeutung von Beziehung vor den Ausnahmesituationen

In stressigen Momenten wird oft schnell nach Lösungen gesucht: „Wie kann ich das Pferd ablenken?“, „Wie verhindere ich, dass es wegläuft?“ Doch langfristig entscheidend ist nicht nur die einzelne Reaktion, sondern die gesamte Qualität der Beziehung, die in solchen Momenten zum Tragen kommt. Wer seinem Pferd langfristig zeigt: „Ich sehe dich. Ich bin ruhig. Ich bin da.“, wird erleben, dass das Pferd sich selbst in ungewohnten Momenten entspannen kann.

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Über Beate Glötzl

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