Wer Tiere liebt, aber kein eigenes halten kann, für den klingt es fast zu schön, um wahr zu sein: In einigen Städten gibt es die Möglichkeit, sich für einen Tag einen Hund aus dem Tierheim „auszuleihen“. Aber ist das wirklich eine gute Idee? Was bedeutet das für die Tiere – und für uns?
Warum gibt es dieses Konzept überhaupt?
Tierheime sind oft überfüllt. Tausende Tiere warten auf ein neues Zuhause, doch nicht jeder kann oder will ein Haustier langfristig adoptieren. Die Idee, Hunde für einen Tag in liebevolle Hände zu geben, hat mehrere Vorteile: Die Tiere bekommen Abwechslung, soziale Kontakte und Bewegung. Gleichzeitig können Menschen, die aus verschiedenen Gründen kein eigenes Tier halten können, trotzdem Zeit mit einem Vierbeiner verbringen. Klingt nach einer Win-Win-Situation – oder?
Die Vorteile für Mensch und Tier
- Glück auf Zeit: Studien zeigen, dass der Kontakt zu Tieren Stress reduziert, das Wohlbefinden steigert und sogar den Blutdruck senken kann. Ein paar Stunden mit einem fröhlichen Hund im Park können Wunder wirken – sowohl für die Psyche als auch für die Fitness.
- Mehr Bewegung für Tierheimhunde: Viele Hunde in Tierheimen bekommen nur begrenzten Auslauf. Durch solche „Leih-Tage“ haben sie die Möglichkeit, aus ihrem oft tristen Alltag auszubrechen und neue Umgebungen zu erkunden.
- Potenzielle Adoptionen: Manchmal ist ein Spaziergang der erste Schritt in Richtung eines neuen Zuhauses. Menschen, die sich zunächst unsicher sind, ob sie einem Tier gerecht werden, können so herausfinden, ob ein Hund wirklich in ihr Leben passt.
- Tierheime entlasten: Durch freiwillige Gassigänger oder temporäre Pfleger haben Tierheime weniger Stress und mehr Kapazitäten für andere Aufgaben.
Aber was ist mit den Nachteilen?
Nicht jeder ist begeistert von der Idee. Einige Tierschutzorganisationen warnen, dass die Tiere durch das ständige Wechseln der Bezugspersonen verwirrt oder gestresst werden könnten. Hunde bauen Bindungen auf – wenn sie immer wieder „zurückgebracht“ werden, kann das langfristig Probleme verursachen.
Auch gibt es die Sorge, dass nicht jeder, der sich ein Tier für einen Tag ausleiht, wirklich verantwortungsbewusst handelt. Was, wenn ein unerfahrener Mensch mit einem ängstlichen oder schwer zu führenden Hund unterwegs ist? Hier setzen viele Tierheime auf eine gründliche Einweisung und eine sorgfältige Auswahl der Teilnehmer.
Zahlen und Erfahrungen aus der Praxis
Laut einer Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes haben über 60% der befragten Tierheime in Deutschland bereits Erfahrungen mit Leih-Hunden oder ähnlichen Konzepten. Rund ein Drittel berichtete von positiven Auswirkungen auf die Tiere, insbesondere bei aktiveren Rassen, die mehr Bewegung brauchen. Gleichzeitig gaben 40% an, dass sie sich Sorgen um mögliche emotionale Belastungen der Tiere machen.
In den USA ist das Konzept schon weiter verbreitet. Dort gibt es Programme wie „Rent-a-Dog“, bei denen Hunde für Tagesausflüge „gebucht“ werden können. Erste Auswertungen zeigen, dass solche Programme die Adoptionsraten um bis zu 30% steigern können.
Fazit: Ein schöner Trend mit Verantwortung
Die Idee, sich für einen Tag ein Tier aus dem Tierheim auszuleihen, kann für alle Beteiligten eine tolle Sache sein – wenn es richtig gemacht wird. Es ist wichtig, dass Tierheime klare Regeln aufstellen, die Tiere nicht überfordern und nur verantwortungsbewusste Menschen teilnehmen lassen. Wer sich darauf einlässt, kann nicht nur einem Tier eine schöne Abwechslung bieten, sondern vielleicht sogar eine lebensverändernde Erfahrung machen. Denn manchmal wird aus einem Tagesausflug eine Freundschaft fürs Leben.