Der Frühling bringt nicht nur wärmere Temperaturen, längere Tage und den Start in die Weidesaison mit sich – mit ihm steht jedes Jahr auch eine besonders haarige Zeit im Pferdestall vor der Tür: der Fellwechsel. Für viele Pferde ist dieser Übergang vom dichten Wintermantel zum leichten Sommerfell eine echte Herausforderung, sowohl körperlich als auch im Bezug auf den Energiebedarf. Doch mit dem richtigen Wissen und ein paar cleveren Tricks kannst du deinem Vierbeiner helfen, auch diese Phase gut zu überstehen.
Warum ist der Fellwechsel so anstrengend?
Der Fellwechsel wird nicht – wie oft vermutet – durch die Temperaturen, sondern vor allem durch die Länge des Tageslichtes gesteuert. Wenn die Tage wieder länger werden, signalisiert das dem Körper des Pferdes, dass die Zeit für den Wechsel zum Sommerfell gekommen ist. Der Organismus beginnt dann, das dichte und isolierende Winterfell abzuwerfen und stattdessen neue, feine Sommerhaare zu produzieren.
Jedoch ist der Fellwechsel ein echter Kraftakt für den Pferdekörper. Er benötigt viel Energie, Eiweiß, Vitamine und Spurenelemente um neues Fell zu bilden und die abgestorbenen Haare loszuwerden. Vor allem ältere, geschwächte oder sehr junge Pferde haben oft mit einem schleppenden Fellwechsel zu kämpfen.
1. Tägliches Putzen während des Fellwechsels
Besonders in der Zeit des Fellwechsels hilft regelmäßiges, gründliches Putzen nicht nur dabei, lose Haare zu entfernen, sondern fördert auch die Durchblutung der Haut und regt den Stoffwechsel an. Für den Fellwechsel bieten diverse Fachgeschäfte bereits ein breites Angebot an Putzwerkzeugen, die sich für diese Zeit besonders eignen. Hier gilt es für jedes Pferd individuell selbst zu wählen, welche Bürsten am effektivsten und angenehmsten für das Tier sind. Ebenso wichtig ist es jedoch, das vorhandene Putzzeug in besonders regelmäßigen Abständen zu reinigen, um eine hygienische Pferdepflege zu gewährleisten. Im Übrigen genießen viele Pferde das Putzen im Fellwechsel ganz besonders – nutze die Gelegenheit für eine ausgedehnte Wohlfühlroutine, die auch Mensch und Pferd einander näherbringt und das Vertrauen stärkt.
2. Bewegung fördert den Stoffwechsel
Tägliche Bewegung – ob im Training oder auf der Koppel – hilft, den Stoffwechsel in Schwung zu bringen. Ein aktiver Stoffwechsel unterstützt die Ausscheidung von Giftstoffen, regt die Hautdurchblutung an und verbessert so den Haarwechsel.
Auch Pferde mit leichter Arbeit oder Rentnerpferde profitieren von Spaziergängen oder kontrollierter Bewegung auf dem Paddock.
3. Fütterung im Fellwechsel
Der Fellwechsel ist eine Belastung für den Stoffwechsel und erfordert zusätzliche Nährstoffe. Eine ausgewogene Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist in dieser Zeit besonders wichtig. Vor allem Zink und Selen spielen eine zentrale Rolle für Haut- und Haarqualität. Viele Pferde profitieren im Frühling von einem gezielten Fellwechsel-Zusatz oder einem hochwertigen Mineralfutter.
4. Decken nur noch in Maßen
Wenn die Temperaturen langsam wieder über den Nullpunkt klettern, ist es wichtig, das Pferd nicht mehr unnötig warm einzudecken. Ein zu warm eingedecktes Pferd kann anfangen zu schwitzen, was Hautprobleme und Stress für den Organismus bedeutet.
An sich gilt es, lieber minimal zu kühl als zu warm eindecken – so regt man die natürliche Thermoregulation und den Haarverlust an.

5. Pferdehaare im Umfeld reduzieren
Sehr zum Bedauern der meisten Pferdemenschen tauchen während des Fellwechsels Pferdehaare wirklich überall auf – auf der Ausrüstung, auf der Kleidung und in der Stallgasse. Regelmäßiges Kehren, Absaugen der Putzplätze und das Säubern von Putzzeug helfen, das Stallklima angenehm zu halten und verhindern, dass sich Haare in Hufverbänden, Gamaschen oder Decken festfangen. Auch für Allergiker (Mensch & Pferd!) kann die Eindämmung der fliegenden Pferdehaare eine große Erleichterung sein. Bei Kleidung und Stalltextilien hilft im Übrigen oft auch ein Tierhaar-Roller wunderbar gegen unliebsames Pferdehaar.
Was also tun im Fellwechsel?
Der Fellwechsel ist kein Grund zur Panik – aber eine Phase, in der das Pferd etwas mehr Zuwendung gebrauchen kann. Mit täglicher Pflege, passender Ernährung und ein bisschen Geduld lässt sich diese haarige Zeit nicht nur gut überstehen, sondern auch als Chance nutzen, die Bindung zum Pferd zu vertiefen.
Wer aufmerksam beobachtet und in dieser Phase gemeinsam mit dem Pferd arbeitet statt gegen es, dem wird der Übergang ins Sommerfell nicht nur leichter fallen. Und die intensive Fellpflege lässt auch die Freundschaft zwischen Pferd und Mensch weiter wachsen.
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