Der Onlinehandel erfreut sich stetig steigender Beliebtheit: Ende diesen Jahres wird ein Umsatz von rund 115 Milliarden Euro erwartet. Dies bedeutet einen Anstieg um rund 4 Milliarden im Vergleich zum Vorjahr. Besonders beliebt sind hierbei Elektronik und Technik Artikel (34%), Mode und Bekleidung (24%), sowie Möbel und Haushaltswaren (14%). Auch der E-Commerce-Umsatz für Haustierbedarf wächst stetig an. In Deutschland geben Tierbesitzer:innen jedes Jahr etwa 6 Milliarden Euro für ihre Lieblinge aus. Der Online-Anteil beträgt dabei mittlerweile etwa 10% des Gesamtmarktes.
Hunde, Katzen, Hamster oder sogar exotische Tiere – heutzutage findet man wirklich alles im Internet. Ein paar Klicks hier, ein bisschen Geld überwiesen, und schon bald sitzt der neue beste Freund neben einem auf dem Sofa. Ganz so funktioniert es zwar Gott sei Dank noch nicht, aber das Thema “Tierkauf via Online Plattformen“ ist längst keine Seltenheit mehr. Doch Vorsicht ist geboten, denn hier steckt oft viel mehr dahinter, als es zunächst den Anschein macht. Bevor man sich in die Online-Tierwelt stürzt und die teils herzzerreißenden Geschichten und Fotos der Fellnasen auf einen einprasseln, ist es ratsam, sich einmal genauer mit dem Thema zu beschäftigen. Leider ist doch vieles mehr Schein als sein und nicht selten wird die Gutherzigkeit schamlos ausgenutzt.
Das Angebot ist riesig – aber auch der Schwindel
Allein in Deutschland werden jedes Jahr über 500.000 Hunde verkauft. Ein Großteil davon wechselt über Onlineplattformen wie eBay Kleinanzeigen, Quoka oder spezialisierte Tierportale den Besitzer oder die Besitzerin. „Dringend neues Zuhause gesucht” oder “Rassekatze mit Stammbaum“, die Titel der Anzeigen sind so vielfältig wie die Tierarten-, Rassen- und Altersgruppen, die angeboten werden. Die Versuchung ist groß. Nicht selten locken Bilder von putzigen Welpen oder zucker süßen Katzenbabys, die „nur noch wenige Wochen“ auf ein neues Zuhause warten. Die Preise? Manchmal verdächtig günstig. Doch genau hier sollte man hellhörig werden.
Viele dieser vermeintlichen Schnäppchen kommen aus dubiosen Quellen. Besonders beliebt bei Betrügern: Welpenhandel aus Osteuropa. Die Tiere werden unter schrecklichen Bedingungen gezüchtet, oft viel zu früh von der Mutter getrennt und ohne ausreichende Impfungen oder medizinische Versorgung nach Deutschland gebracht. Das Ergebnis? Kranke Tiere, hohe Tierarztkosten – und ein gebrochenes Herz.
Vorsicht, Fake-Anzeigen!
Wo die Nachfrage groß ist, wittern viele die Chance für ein einfaches Geschäft. Gerade wenn Emotionen im Spiel sind und es nicht selten sehr schnell geht, dass man sich auf Grund eines Fotos verliebt, sehen einige nur Geldscheine. Der Betrug ist oft geschickt eingefädelt. Mit gefälschten Tieranzeigen und hübschen Fotos, ggf. sogar Videos und einem äußerst informativen Text über das Tier, dessen Herkunft – nicht selten begleitet von einer herzzerreißenden Vergangenheit. Besonders beliebt: „Import-Hunde“, die angeblich per Flugzeug eingeflogen werden sollen. Alles klingt seriös, bis auf einmal niemand mehr erreichbar ist. Das Geld für den Transport ist im schlimmsten Fall bereits überwiesen, doch nichts passiert – Kein Hund, keine Antwort, kein Geld. Laut dem Deutschen Tierschutzbund fallen jedes Jahr Hunderte Menschen auf solche Maschen herein.
Von Herzen, aber mit Hirn
Manchmal entscheidet das Herz und der Verstand kann eben nur nachrücken. Wenn es denn unbedingt ein Tier sein soll, welches über eine Online Plattform entdeckt wurde, gibt es ein paar Punkte, die unbedingt beachtet werden sollten:
- Besuche das Tier vor dem Kauf. Ein seriöser Anbieter lässt es zu, das Tier in seiner Umgebung kennenzulernen. Finger weg von „Lieferservices“ oder Treffen auf Parkplätzen!
- Checke die Dokumente. Impfpass, Herkunftsnachweise, eventuell Chip-Nummern – alles muss passen.
- Achte auf das Alter. Welpen sollten mindestens 8 Wochen alt sein, bevor sie von der Mutter getrennt werden. Besser sind sogar 12 Wochen.
- Hör auf das Bauchgefühl. Komisches Gefühl im Bauch oder einfach zu schön um wahr zu sein. Oft weiß das Unterbewusstsein schon im Vorfeld, wenn der nächste Schritt eine falsche Entscheidung nach sich ziehen würde. So gerne man das Tier auch haben möchte, hier gilt es dann, lieber Abstand davon zu nehmen, als hinterher in Tränen aufgelöst vor dem Nichts zu stehen.
- Verträge nutzen: Bestehe auf einen schriftlichen Kaufvertrag. Ein Vertrag sollte Informationen über das Tier, den Züchter/Verkäufer und die vereinbarten Bedingungen enthalten.
- Zahlungsmethoden überprüfen: Zahlungen über PayPal oder über gesicherte Transaktionsdienste sind sicherer als Überweisungen. Aber auch hier sollte man sich im Vorfeld am besten mit dem jeweiligen Transaktionsdienst in Verbindung treten, um sich zu informieren, wie man am besten abgesichert ist. Nicht in allen Fällen greift der vermeintliche Käuferschutz, daher ist es ratsam, einmal im Vorfeld die Optionen zu erfragen. Bargeldzahlungen sollten insbesondere dann vermieden werden, wenn man den oder die Verkäufer:in nicht persönlich kennt.
- Informationen über den Verkäufer: Es kann nicht schaden, den Namen und die Kontaktdaten des Verkäufers im Internet einmal zu recherchieren. Sollte es hier bereits Vorkommnisse gegeben haben, könnten diese gemeldet worden sein, so dass zumindest eine kleine Chance besteht, Betrüger:innen bereits im Vorfeld zu entlarven.
- Züchter- oder Tierheim-Besuche: Ein Besuch vor Ort gibt einem oft ein viel besseres Gefühl dafür, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Ein:e seriöse:r Züchter:in oder Tierschutzorganisation hat nichts zu verbergen.
Zu spät, und jetzt?
Manchmal passiert es trotz aller Vorsicht: man wird betrogen. Dann gilt folgendes zu tun:
- Polizei informieren: Auch wenn die Chancen oft leider nicht gut stehen, dass die Betrüger überführt werden, ist es wichtig den Vorfall bei der Polizei zu melden und alle vorhandenen Informationen weiter zu geben, wie E-Mails, Chats, Überweisungsbelege, Anzeigen-Screenshots.
- Plattform kontaktieren: Auch die Plattform, über die der Verkauf oder die Kontaktaufnahme gelaufen ist, sollte über den Vorfall informiert werden. Oft haben diese spezielle Melde-Tools oder Support-Teams, die bei solchen Fällen helfen.
- Bank oder Zahlungsdienstleister einschalten: Wurde per Überweisung oder einem Zahlungsdienst wie PayPal bezahlt wird, lässt sich in manchen Fällen noch rückgängig machen.
- Tierschutzorganisation informieren: Auch kann es sinnvoll sein, Organisationen wie den Deutschen Tierschutzbund über den Betrug zu informieren. Sie können andere vor weiteren Betrugsfällen warnen und die Wachsamkeit gegenüber solchen illegalen Machenschaften erhöhen.
- Austausch suchen: In vielen Foren oder Facebook-Gruppen gibt es Betroffene, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ein Austausch hilft nicht nur emotional, sondern kann wertvolle Tipps liefern.
Muss es wirklich der Onlinekauf sein?
Zu guter Letzt lohnt sich noch einmal ein Blick auf die Frage: “Muss es wirklich der Onlinekauf sein?” Denn: Die Tierheime stoßen immer häufiger an ihre Kapazitätsgrenzen. Mit einer Adoption eines Tieres aus dem Tierheim erhält man nicht nur eine:n treue:n Begleiter:in fürs Leben, sondern unterstützt auch den Tierschutz. Hat man sich in eine bestimmte Tierrasse verliebt, kann es natürlich etwas länger dauern, bis das richtige Tier gefunden wird. Wir bei Tierheimhelden.de helfen gerne bei der Suche. Mittels unserer Plattform ist es möglich Vermittlungsanzeigen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zu durchforsten. Mit etwas Glück und Geduld wird das geeignete neue Familienmitglied aber entdeckt und eine sichere Art der Vermittlung garantiert.
Eine tolle Alternative zu klassischen Online Anzeigen sind Foren und soziale Netzwerke wie Facebook-Gruppen, Instagram-Accounts von Tierheimen oder Tierschutzforen. Hier kann ebenfalls gezielt nach Tieren gesucht werden, die ein neues Zuhause suchen. Nicht selten kommt es vor, dass sich der eine oder andere aufgrund von geänderten Lebensumständen von seinem oder ihrem geliebten Begleiter trennen muss. Bei der Vorstellung, das Tier im Tierheim abgeben zu müssen, kriegen viele bereits ein schlechtes Gewissen und möchten zunächst selbst versuchen, ein neues passendes Zuhause zu finden. Gruppen und Foren in den sozialen Medien helfen dabei, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen und so den Tieren ein neues Zuhause zu vermitteln, ohne dass sie als Zwischenstation im Tierheim landen müssen.
Innerhalb dieser Foren werden Themen rund um die Aufnahme eines Tieres besprochen, andere Mitglieder berichten von ihren eigenen Erfahrungen und geben wertvolle Tipps, so dass sich auch hier bereits optimal auf die Ankunft des neuen Schützlings vorbereitet werden kann. Neben privaten Gruppen betreiben auch viele Tierschutzorganisationen eigene Seiten oder Gruppen, in denen sie Tiere vorstellen und auch Schutzverträge anbieten. Das Besondere: Hier steht die Community im Vordergrund, und Betrüger haben es schwerer, da viele Augen auf sie gerichtet sind.
Fazit: Tiere sind keine Waren
Am Ende des Tages sind Tiere keine Produkte, die man einfach mal so in den Warenkorb legt. Sie sind Lebewesen mit Gefühlen und Bedürfnissen. Der schnelle Klick kann zwar verlockend sein, aber manchmal verbirgt sich dahinter viel Leid. Daher ist es wichtig, sich im Vorfeld gut zu informieren, wachsam zu bleiben und zu überlegen, ob ein Tierheim oder ein verantwortungsvoller Züchter nicht die bessere Wahl wäre. Denn eins ist klar: Dein neues Haustier sollte mit Herz ins Haus kommen – nicht mit einem Haufen Fragen oder Zweifeln!