Ein Pferd begleitet seinen Menschen oft viele Jahre durchs Leben. Doch wie wir Menschen, so kommen auch unsere Pferde irgendwann einmal in die Jahre. Die Gelenke werden steifer, der Appetit verändert sich, und das Gemüt wird gemächlicher. Doch wie geht man damit um, wenn der geliebte Vierbeiner nach und nach etwas Grau um die Schnauze wird? Der richtige Umgang mit einem älter werdenden Pferd erfordert Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen und ein wenig Anpassung an die veränderten Bedürfnisse der Vierbeiner. Wer sein Seniorpferd gut versorgt, kann ihm auch im höheren Alter noch viele schöne, gesunde und glückliche Jahre schenken.

Alter ist keine Krankheit
Ein altes Pferd ist nicht zwangsläufig gleich krank. Aber mit zunehmendem Alter verändert sich der Organismus, was sich auf viele Bereiche auswirkt.
Besonders typische Alterserscheinungen sind unter anderem:
- eine verminderte Leistungsfähigkeit
- langsam abbauende Muskulatur
- Arthrose oder andere Gelenkbeschwerden
- Zahnprobleme (z. B. Haken, lockere Zähne oder Zahnverlust)
- häufigere Infekte durch ein schwächeres Immunsystem
Nicht jedes Symptom ist ein Grund zur Sorge, aber jedes Signal sollte ernst genommen werden. Ein erfahrener Tierarzt kann helfen, zu unterscheiden, was „normal“ alterstypisch ist oder was behandelt werden sollte.
Bewegung auch im Alter
Nicht alle älteren Pferde sind gleich automatisch nicht mehr reitbar, sondern können bei gutem Gesundheitszustand noch lange Freude mit dem Reiter haben. Doch auch wenn das Pferd nicht mehr geritten wird, bleibt Bewegung ein zentraler Bestandteil der Gesundheitsvorsorge. Gelenke, Kreislauf und Muskulatur profitieren davon, wenn das Tier täglich in Schwung bleibt – allerdings in richtig dosiertem Maß.
Geeignete Aktivitäten hierfür sind etwa:
- Täglicher Weidegang oder großzügige Paddocks
- Gemeinsame Spaziergänge
- Leichte Bodenarbeit
- Entspanntes Longieren (je nach Gesundheitszustand)
Die Haltung sollte ebenfalls angepasst sein. Ideal sind Offenställe oder Aktivställe, in denen sich das Pferd frei bewegen kann. Wichtig ist dabei, dass der Senior nicht von jüngeren, ranghöheren Pferden verdrängt oder gemobbt wird. Rückzugsmöglichkeiten, weicher Untergrund und Schutz vor Witterung sind daher essenziell.
Ernährung: Mit Bedacht und Feingefühl
Die richtige Fütterung ist bei alten Pferden oft eine Herausforderung. Im Alter sinkt der Energiebedarf in der Regel, während der Bedarf an leicht verdaulichen Nährstoffen steigt. Vor allem Vierbeiner, bei denen im Alter Zahnprobleme auftauchen, brauchen spezielle Futtermittel.
Im Handel existieren zahlreiche Futtermittel, die extra mit Vitaminen und Mineralstoffen für ältere Pferde angepasst sind. Jedoch sollte man auch hier stets die individuellen Bedürfnisse des Tieres abwägen. Ein regelmäßiges Wiegen oder Messen des Bauchumfangs kann etwa helfen, frühzeitig Gewichtsveränderungen zu erkennen.
Mentale Gesundheit: Zuwendung und Beschäftigung
Nicht zu unterschätzen ist auch die seelische Gesundheit. Viele ältere Pferde reagieren sensibel auf Veränderungen, Stress oder Isolation. Sie profitieren von einem ruhigen, vertrauten Umfeld und liebevoller Ansprache, möchten jedoch dennoch stets leicht gefordert werden, damit keine Langeweile oder Unterforderung auftritt.
Was einem älteren Pferd guttut:
- Tägliche Aufmerksamkeit, Putzen und Streicheleinheiten
- Regelmäßige Bewegung je nach Gesundheitszustand
- Spiele oder leichte Übungen zur geistigen Aktivierung
- Klare Routinen und feste Fütterungszeiten
- Sozialkontakt mit passenden Herdenmitgliedern
Auch wenn die meisten Pferde in höherem Alter nicht mehr richtig sportliche Leistungen erbringen können, geben sie trotzdem noch so viel zurück – Vertrauen, Ruhe und Ausgeglichenheit. Viele Pferde entwickeln gerade im Alter nochmal eine besonders innige Bindung zu ihrem Menschen.
Selbstverständlich verdient ein älteres Pferd denselben Respekt, Geduld und gute Pflege, wie ein jüngeres Tier. Wer rechtzeitig auf altersbedingte Veränderungen eingeht und Haltung, Fütterung und Beschäftigung dementsprechend anpasst, kann seinem Pferd ein langes, lebenswertes Leben ermöglichen. Die Beziehung zu einem älteren Pferd ist oft besonders tief – gerade durch all die gemeinsamen Erinnerungen, das über einen langen Zeitraum aufgebaute gegenseitige Vertrauen und die Bereitschaft, auch in dieser Lebensphase füreinander da zu sein.
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