Nicht immer ist es möglich, ein Tier direkt vom Tierheim in sein oder ihr neues Zuhause zu vermitteln. Manche Tiere sind krank und benötigen zunächst noch eine Zeit, um sich von eventuellen Eingriffen zu erholen. Andere sind besonders verhaltensauffällig und schlicht und einfach noch nicht bereit, in ihr “Für-Immer-Zuhause” umzuziehen. Auch für diese Tiere gibt es jedoch eine Lösung: eine Pflegestelle. Pflegestellen sind die unsichtbaren Helden des Tierschutzes und bieten Katzen, Hunden und anderen Tieren eine sichere Übergangslösung zwischen Straße, Tierheim und ihrem “Für-Immer-Zuhause”.
Jedes Jahr landen unzählige Tiere in Tierheimen oder auf der Straße. Manche wurden ausgesetzt, andere aus schlechten Verhältnissen gerettet oder mussten ihr Zuhause wegen Krankheit oder Tod der Besitzer verlassen. Die erste Anlaufstelle in solchen Fällen sind Tierheime, diese sind jedoch oft überfüllt, und nicht jedes Tier kommt mit dem stressigen Alltag dort zurecht. Besonders Jungtiere, kranke oder verhaltensauffällige Tiere brauchen mehr Aufmerksamkeit, als ein Tierheim oft leisten kann. Pflegestellen helfen genau hier: Sie schenken den Tieren Ruhe, Liebe und individuelle Betreuung, bis ein dauerhaftes Zuhause gefunden ist.
Wie funktioniert eine Pflegestelle?
Das Prinzip einer Pflegestelle ist an sich recht simpel. Man nimmt ein Tier vorübergehend bei sich auf und zwar so lange, bis sich ein passendes “Für-Immer-Zuhause” gefunden hat und das Tier dahin umziehen kann. Meistens arbeiten Pflegestellen mit Tierschutzorganisationen oder Vereinen zusammen, die sich um Tierarztkosten, Futter und Vermittlung kümmern. Die Hauptaufgabe der Pflegefamilie besteht darin, dem Tier eine sichere Umgebung zur Verfügung zu stellen, Vertrauen aufzubauen und ihm oder ihr Liebe und Zuneigung entgegenzubringen und das Tier so auf ein dauerhaftes Zuhause vorzubereiten.
Die Verweildauer in einer Pflegestelle ist dabei von Fall zu Fall unterschiedlich und es kann keine pauschale Aussage darüber getroffen werden. Einige Tiere brauchen nur ein paar Wochen, andere Monate oder sogar Jahre. Besonders ältere oder verhaltensauffällige Tiere haben es in der Regel schwerer ein Zuhause zu finden. Hier ist Geduld gefragt.
Wie wird man eine Pflegestelle?
Pflegestelle zu werden ist einfacher, als viele denken. Der erste Schritt ist, sich an eine Tierschutzorganisation oder ein Tierheim zu wenden, das mit Pflegestellen arbeitet. Dort erhält man in der Regel weiterführende Informationen zu den Abläufen und Anforderungen.
Die meisten Organisationen führen ein Vorgespräch oder eine Vorkontrolle durch, um sicherzustellen, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehört, dass genügend Platz vorhanden ist, keine akuten Allergien bestehen und alle Haushaltsmitglieder einverstanden sind. Zudem sollte genügend Zeit vorhanden sein, um sich um das Tier zu kümmern. Je nach Tier können auch spezielle Anforderungen bestehen, zum Beispiel Erfahrung mit ängstlichen oder kranken Tieren.
Die Herausforderungen einer Pflegestelle
Natürlich klingt es wunderschön, aber es gibt auch Schattenseiten. Sich emotional nicht zu sehr an das Tier zu binden, ist für viele schwer. Manche Pflegefamilien werden zu „Pflegestellenversagern“ – ein liebevoller Begriff für Menschen, die ihr Pflegetier am Ende selbst adoptieren, weil sie sich nicht mehr trennen können. Auch der Zeitaufwand sollte nicht unterschätzt werden. Kranke oder traumatisierte Tiere brauchen intensive Betreuung, Tierarztbesuche und Training. Wer sich darauf einlässt, sollte wissen: Es kann anstrengend werden, aber es lohnt sich.
Für wen also könnte es in Frage kommen, sich als Pflegestelle anzumelden? Wenn man Tiere liebt, Verantwortung übernehmen möchte und Zeit erübrigen kann, dann vielleicht ja! Es ist eine wunderbare Art, den Tierschutz aktiv zu unterstützen, ohne sich für immer an ein Tier binden zu müssen. Aber es ist auch eine emotionale Herausforderung. In jedem Fall sollte man sich im Vorfeld intensiv mit einer Organisation auseinandersetzen und sich intensiv beraten lassen. Auf keinen Fall sollte dies eine Entscheidung sein, die aus einer Laune heraus entschlossen wird.
Statistiken & Fakten: Wie viele Tiere brauchen Pflegestellen?
Es gibt keine einheitliche Zahl, aber Schätzungen zufolge sind in Deutschland jedes Jahr mehr als 350.000 Tiere in etwa 550 Tierheimen untergebracht. Gerade bei Katzen ist die Lage kritisch: Laut dem Deutschen Tierschutzbund stammen etwa 80 % der Tierheimkatzen von unkontrollierten Freigängern oder ausgesetzten Tieren. Die Vermittlungsquote variiert je nach Tierart, liegt aber bei Hunden zwischen 60-80 %, während ältere Tiere oder solche mit Verhaltensauffälligkeiten oft schwerer vermittelbar sind.
Insbesondere Tiere, die von Natur aus eher zurückhaltend sind und sich ggf. sogar erst an die menschliche Gesellschaft gewöhnen müssen, profitieren oft von Pflegestellen. Zwar gibt es auch in Tierheimen selbst Engagements wie bspw. Vorles-Sessions, jedoch wird hier das oft als beängstigend empfundene Tierheim-Umfeld nicht verlassen, weshalb die Tiere es auch so nicht schaffen, sich zu entspannen. Pflegestellen konzentrieren sich oftmals auf eine oder maximal zwei Tiere, wodurch diese intensiv betreut werden und so die Chance haben in ihrem eigenen Tempo Vertrauen zu fassen.
Fazit: Ein kleiner Schritt mit großer Wirkung
Pflegestellen sind unverzichtbar für den Tierschutz. Sie retten Leben, entlasten Tierheime und helfen, dass jedes Tier die Chance auf ein liebevolles Zuhause bekommt. Ja, es ist manchmal schwer, sich wieder zu verabschieden – aber genau das macht eine Pflegestelle so wertvoll: Jedes Tier, das vermittelt wurde, macht Platz für das nächste in Not.