Auch wenn unser Alltag mit den Pferden ausschließlich in der realen Welt stattfindet, haben sich die Themen und Diskussionen rund um die Tiere schon längst auch in der digitalen Welt angesiedelt. Videos, Reitfotos, witzige Clips oder emotionale Geschichten mit Pferden gehen täglich viral. Doch auch unser digitales Verhalten hat einen Einfluss auf das Bewusstsein über Pferdeschutz. Was wir auf Social Media konsumieren, teilen oder bewerten, bewirkt mehr, als wir oft denken. Es lohnt sich also, genau hinzuschauen: Wie wirkt sich mein Verhalten auf Social Media auf den Schutz und das Wohl der Pferde aus?
Die Macht der Sichtbarkeit auf Social Media
Soziale Netzwerke funktionieren über Algorithmen. Inhalte, die viel Aufmerksamkeit bekommen – also viele Likes, Kommentare oder Shares –, werden von der Plattform häufiger angezeigt. Das bedeutet: Jeder Klick beeinflusst, was andere zu sehen bekommen. Wenn wir also Videos teilen, in denen Pferde in unangenehmen, gefährlichen oder stressigen Situationen gezeigt werden, helfen wir unbewusst dabei, diese Inhalte zu verbreiten und zu normalisieren.
Gerade bei Pferden ist der Grat zwischen Unterhaltung und Missbrauch oft schmal. Videos, in denen Tiere „ausflippen“, buckeln oder sich vermeintlich „lustig“ verhalten, sorgen für Lacher. Doch häufig zeigen sie schlicht Überforderung, Angst oder Schmerzen. Was wir als Zuschauer nicht sehen: den Kontext, die Ursachen, den Trainingszustand. Ein aus Stress rollendes Auge oder ein falsch sitzender Sattel können übersehen werden.
Verantwortung bei jedem Klick
Pferdeschutz im Netz bedeutet, sich bewusst zu machen, was man unterstützt – aktiv oder passiv. Jeder Like auf ein fragwürdiges Video belohnt den Ersteller. Jeder Share führt dazu, dass mehr Menschen diesen Inhalt sehen. Wer sich für Pferdeschutz stark machen möchte, kann sich folgende Fragen stellen:
Bevor du Social Media Beiträge likst oder teilst, frage dich:
- Wirkt das Pferd entspannt oder gestresst?
- Wird das Tier fair behandelt?
- Wird es in seinem Verhalten verstanden?
- Liegt der Fokus auf Respekt oder auf Sensation?
Solche Reflexionen sind ein wichtiger Schritt zu mehr Bewusstsein. Denn viele problematische Inhalte entstehen aus Unwissenheit, nicht aus böser Absicht. Mit deinem Verhalten kannst du dem entgegenwirken.

Social Media als Chance für den Pferdeschutz
Zum Glück bietet das Internet jedoch auch eine große Chance: Noch nie war es so einfach, gute Inhalte zu teilen, aufzuklären oder andere zu inspirieren. Wer Beiträge verbreitet, in denen pferdegerechtes Training, artgerechte Haltung oder der respektvolle Umgang mit Pferden gezeigt wird, trägt aktiv zu einem positiven Wandel bei.
So kannst du aktiv pferdefreundliche Inhalte fördern:
- Fundierte Beiträge von Trainer:innen, Fachleuten und Tierschützer:innen teilen
- Gute Infos speichern, weiterempfehlen oder in Storys posten
- Veranstalter und Betriebe unterstützen, die fair mit Pferden umgehen
- Sachliche Kommentare verfassen, wenn dir etwas auffällt
- Reels, die Stress oder Gewalt zeigen, bewusst nicht weiterverbreiten
Auch Kommentare können wertvoll sein, solange sie respektvoll und konstruktiv bleiben. Anstatt mit Vorwürfen zu reagieren, hilft oft ein freundlicher Hinweis oder eine Buchempfehlung zum Thema Pferdeverhalten. So entsteht echter Austausch statt Konfrontation.
Kleine Veränderungen, große Wirkung
Du musst kein Aktivist sein, kein eigenes Pferd haben oder eine große Reichweite besitzen, um einen Unterschied zu machen. Schon dein eigenes Verhalten im Netz – sei es durch bewusstes Konsumieren, Kommentieren oder Teilen – kann beeinflussen, wie Pferde online dargestellt werden. Und damit auch, wie über sie gedacht und mit ihnen umgegangen wird.
Soziale Medien sind kein rechtsfreier Raum und auch dort sind Empathie, Wissen und Verantwortung gefragt. Pferdeschutz endet nicht am Stalltor. Er beginnt dort, wo Menschen über Pferde sprechen, schreiben oder posten. Und genau dort können wir anfangen – jeden Tag aufs Neue.
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