Hört man den Namen „Australian Shepherd“ liegt die Vermutung nahe, dass die Hunderasse ursprünglich aus Australien kommt. Die Rasse wurde jedoch ausschließlich in Nordamerika gezüchtet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zogen viele Einwanderer aus Australien mit ihrem Vieh und den Vorfahren der Australian Shepherds in die Vereinigten Staaten von Amerika. Auf den amerikanischen Farmen wurden zuverlässige und clevere Hütehunde gebraucht: Die Farmer benötigten einen Hund, der Rinder in Schach halten und auch die Farm schützen konnte. |
Durch gezielte Züchtung entstand daraus die Hunderasse, die seit 1872 in den Vereinigten Staaten als Australian Shepherd bezeichnet wird. Es entstand die Theorie, dass die Hunde „Australian Shepherds“ genannt wurden, weil viele Hütehunde zusammen mit Schafen, dem „Australian Sheep“, nach Amerika kamen. Erste Berühmtheit erlangten die Aussies, wie der Australian Shepherd auch genannt wird, auf Rodeo Shows in den 1950er und 60er Jahren in Nordamerika. Die Rasse entwickelte sich schnell vom einfachen Hütehund zum beliebten Familienhund. Im Jahr 1957 wurde in Arizona der ‚Australian Shepherd Club of America‘ gegründet. In Europa gibt es den Aussie erst seit den 1970er Jahren, in Deutschland wurde er mit dem Westernreiten in den 1990er Jahre immer beliebter. |
Wesen und Charakter
Australian Shepherds sind intelligente und ausdauernde Hunde, die über längere Zeit konzentriert arbeiten können. Da sie sehr lernfreudig und verspielt sind, lassen sich mit konsequenter und einfühlsamer Hand gut erziehen. Bei der Erziehung und beim Training dürfen Besitzer jedoch auf keinen Fall inkonsequent sein! Aufgrund ihrer Verwendung als Hütehunde haben sie eine gute Beobachtungsgabe, Fehler und Unstimmigkeiten werden gleich erkannt. Die aktiven Vierbeiner brauchen sinnvolle Aufgaben, die eigenständig und gewissenhaft erledigt werden können. Wenn Langeweile aufkommt kann es vorkommen, dass sich der Hund selbst eine Aufgabe sucht – die mitunter nicht den Vorstellungen des Besitzers entspricht. Die sehr bewegungsfreudigen Australian Shepherds sind keinesfalls Hunde für jedermann. Wer einem Shepherd Welpen oder einem erwachsenen Hund ein Zuhause geben will, muss sich darüber im Klaren sein, dass der Hund eine Lebenserwartung von 13 bis 15 Jahren hat und in dieser Zeit der anspruchsvolle und aktive Vierbeiner täglich beschäftigt und gefordert werden muss. |
Zu seinen Stärken gehört Teamwork, weshalb die sehr lebhaften Hunde nicht gern allein sind. Optimal ist ein Haus mit Garten in einer ländlichen Region, denn kleine Stadtwohnungen bieten nicht genügend Platz für die großen Hunde. Aufgrund ihres stark ausgeprägten Hüte- und Beschützerinstinkts neigen sie dazu alles zu hüten, was sich bewegt. Auch Jogger, Radfahrer, Motorräder, Autos oder spielende Kinder können diesen Hütetrieb auslösen. Die aufmerksamen Hunde sind ihren Menschen gegenüber sehr anhänglich und beschützen ihre Familie. Sie sind am liebsten immer und überall dabei. Liebhaber der Rasse mögen das ausgeglichene Wesen und die Freundlichkeit und Treue gegenüber dem Besitzer. Bei Fremden reagiert der Aussie sensibel und mit vorsichtiger Zurückhaltung. Unter normalen Umständen zeigen Australian Shepherds jedoch weder gegenüber Mensch noch Tier Aggressionen. |
Klassifikation
Offiziell anerkannt wurde der Australian Shepherd als eigene Hunderasse erst 1996 von der Fédération Cynologique Internationale (FCI). Der aktuelle Rassestandard stammt vom 5. Juni 2009. Aufgrund seiner Eigenschaften wird er, zusammen mit dem Border Collie und weiteren Hütehunden, in die FCI-Gruppe 1, Sektion 1 eingeordnet. |
Rassetypische Besonderheiten
Australian Shepherds zählen zu den Spätentwicklern und sind meist erst mit drei bis vier Jahren ausgewachsen. Im Alter von 6 – 12 Monaten sprühen sie vor lauter Energie und Tatendrang. In diesem Zeitraum sind ausreichend Beschäftigung und eine konsequente Erziehung mit Gehorsamstraining unerlässlich. Nur gemütliche Spaziergänge und ab und zu Ball spielen reichen deshalb bei weitem nicht aus, damit die Aussies ausgelastet sind. Sie brauchen viel Abwechslung und wollen Mitdenken und Arbeiten. Die optimale Auslastung für einen Aussie besteht aus einer Mischung aus geistiger und physischer Anstrengung. Gleichzeitig sollten auch Ruhephasen ohne Beschäftigung auf dem Plan stehen, sodass der Hund nicht jeden Tag stundenlang in Bewegung ist und keine immense Ausdauer entwickelt. Sonst sind diese hyperaktiven Hunde später nur schwer zu kontrollieren und können oftmals keine Sekunde still sitzen. |
Australian Shepherds hüten nicht nur gern Schafe und Rinder, sondern begleiten auch leidenschaftlich gern Pferde bei Ausritten. Daher erfreut sich die Rasse großer Beliebtheit in der Westernreitszene. Aufgrund seiner hohen Intelligenz, der schnellen Auffassungsgabe und Lernfähigkeit eignet er sich als Rettungs-, Fährten- oder Drogensuchhund. Australian Shepherds sind begeisterte Sportler und lieben alle Sparten des Hundesports – ganz egal ob Agility, Dog Dance, Obedience oder Dog Frisbee. Der Aussie ist bei jeder Sportart mit Feuer und Flamme dabei und bei Wettkämpfen auf den vordersten Plätzen zu finden. Jeden Tag sollten mindestens drei lange Spaziergänge mit unterschiedlichen Routen und Spielpausen eingeplant werden. Da die Rasse sehr ausdauernd ist, kann man den Vierbeiner ohne Probleme zum Joggen, Wandern oder Radfahren mitnehmen. |
Fell und Farben
Die vier Grundfarben sind black, red, blue merle und red merle; zudem gibt es 12 weitere Varianten mit oder ohne weißen oder kupferfarbenen Abzeichen, wobei keine Farbe über die andere dominieren darf. Das Haar der Australian Shepherds ist am Kopf, an den Ohren und an den Vorderseiten der beiden Vorderläufe glatt und kurz. Am Körper ist das Fell mittellang, die Hosen sowie die Hinterseiten der Vorderläufe sind befedert. Bei den Ohren gibt es verschiedene Varianten, die Bandbreite reicht von leicht herabhängenden Ohren bis zu seitlich am Kopf sitzenden Stehkippohren. Ein eindeutiges Merkmal der Aussies sind die dreieckigen und leicht abgerundeten Spitzen der Ohren. Die Augenfarbe variiert enorm: sie können braun, eisblau, grün, gelb oder bernsteinfarben sein. Bei den Fellfärbungen blue merle oder red merle sind auch ein blaues und ein braunes Auge möglich. Eine Verpaarung zweier merle-farbiger Hunde ist in Deutschland verboten, weil die Welpen oftmals taub oder blind sind. |
Gesundheit und Pflege
Australian Shepherds sind relativ leicht zu pflegen. Das mittellange Deckhaar und die wetterbeständige dichte Unterwolle halten die Hunde im Winter warm, Feuchtigkeit oder Kälte können ihnen nichts anhaben. Staub und Schmutz lassen sich durch Bürsten schnell wieder lösen. Für ein glänzendes Fell reicht es aus, wenn das Fell mehrmals pro Woche gekämmt wird. Auf keinen Fall sollte das Fell geschoren werden! Ohren, Augen und Pfoten sollten täglich kontrolliert und bei Bedarf behandelt werden. Größe und Gewicht Hündinnen: ca. 46 – 53 cm, Rüden: ca. 51 – 58 cm, Gewicht: ca. 17 – 28 kg |