Das Aggressionsverhalten von Haushunden hat eine lange Geschichte. Die Haustierwerdung begann mit der Zähmung der Wölfe. Junge Wölfe wurden damals aufgezogen und die geeigneten Tiere wurden zur Zucht für diverse Aufgaben verwendet. Die Domestikation der wilden Wölfe veränderte im Laufe der Zeit natürlich auch das Verhalten der Abkömmlinge. Wölfe sind scheu und wenig unterordnungsbereit in der Erziehung. Gefahr geht von wildlebenden Wölfen in der Regel nicht aus. Der Hund verursacht als in Deutschland beliebtestes Haustier aber auch die meisten Probleme im alltäglichen Umgang. Die Ursache sind meist Missverständnisse im Miteinander Mensch/Hund. Ist der Hund gleich Problemhund? Was ist ein Problemhund? Und vor allem wer hat Probleme mit wem? Meist wird hundliches Verhalten falsch gedeutet. Hunde sind in ihrem Verhalten flexibel und konsequent gleichzeitig. Was ist Aggression? Der Duden sagt Aggression ist das Angriffs- und Drohverhalten eines Tieres. Aggressivität ist das Maß an Angriffsbereitschaft eines Individuums. Jeder Hund hat als Beutegreifer ein gewisses Maß an Aggressivität. Dieses ist wiederum das häufigste Verhaltensproblem. Hier wird unterschieden zwischen intraspezifischer Aggression = Aggression gegenüber Artgenossen und interspezifischer Aggression = Aggression gegenüber anderer Arten (Tier und Mensch). Hunde, welche aggressiv gegenüber Artgenossen sind, müssen nicht zwangsläufig aggressiv gegenüber Menschen sein und andersrum. Die landläufige Meinung, „…wenn er schon andere Hunde angreift, packt er irgendwann auch ein Kind…“ ist also fachlich nicht richtig.
Wie kommt es nun also zu Aggressionen? Bei einer Analyse schwerer und/oder tödlicher Verletzungen von Menschen durch Hunde zeigt, dass es sich bei den Tieren häufig um Zwingerhunde handelt, welche nicht artgerecht gehalten werden Sie sind häufig
ungenügend sozialisiert
den Umgang mit Menschen nicht gewöhnt
haben schwache Bindungen zu ihren Besitzern und anderen Menschen
durch unklare Rangordnung im Konflikt
durch Frustration, Bewegungsmangel und geistiger Verarmung zurückgeblieben
Manchmal führt auch ungewohnte Bekleidung und/oder Körperhaltung dazu, dass der Hund angreift. Hunde sind umso ungefährlicher, umso enger und vertrauter wir mit ihnen leben (Quelle: Heidenberger) Bewusste oder unbewußte Unterstützung des aggressiven Verhaltens durch den Hundeführer spielt eine wesentliche Rolle. Kenntnisse über die Psyche und Körpersprache des Hundes sollten jeden Hundeführer vertraut sein. „Der tut nix“ kann schnell eine überraschende Wende ergreifen und mit den Worten enden: „das hat er ja noch nie gemacht!“ Das Institut für Haustierkunde in Kiel kam nach einer Studie (Schadensfälle 1986 – 1991) zu folgendem Schluss bezüglich Rassen mit überproportionaler Aggressivität:
Deutscher Schäferhund – dieser war allerdings auch am häufigsten Proportional vertreten.
Boxer
Rottweiler
Bullterrier
Dogge
Dobermann
Dackel
Deutsch Drahthaar
Pudel
Schnauzer
Dem eifrigen Beobachter ist hier sicherlich nicht entgangen, dass die sogenannten „Kampfhunderassen“ nur wenig vertreten sind.
Formen der Aggression:
Dominanzaggression: Erstreben einer möglichst hohen Rangordnung
Rivalisierende Aggression: Kampf um Ressourcen (Futter, Besitz, etc.)
Angstaggression: Selbstverteidigung, oft wegen mangelnden Fluchtmöglichkeiten
Aggression unter Rüden: Natürliche Rivalität
Territoriale Aggression: Revierverteidigung
Schmerzbedingte Aggression: Notwehrreaktion
Aggressives Jagtverhalten: Beute flieht
Mütterliche Aggression: Hündin (auch scheinträchtig) verteidigt Welpen.
Erlernte Aggression: Auslöser wurde durch Belohnung erlernt.
Krankhafte Aggression: Seltenste Form. Auslöser zum Beispiel: ZNS, Epilepsie, Ideopatische Erkrankung. Cockerwut… Quelle: Heidenberger)
Beitrag von der Hundetrainerin Claudia Hagerer