Für alle Katzenbesitzer: es gilt hier die gleiche Preisgestaltung und Posten. In der neuen Gebührenordnung wird bei den Narkosen nicht mehr zwischen Hunden und Katzen unterschieden.
alle Kostenbeispiele (322€-775€) auf den Fotos sind OHNE Medikamente und OHNE Verbrauchsmaterialien wie z.B. Nahtmaterial, Tubus, Narkosegas, Venenkatheter, sterile Instrumente, sterile Handschuhe etc. – je nach Praxis und Ausstattung kommen da evtl. noch ca. 10-50 Euro hinzu.
Los geht es:
Beliebte Frage in allen Tierarztpraxen:
Was kostet die Kastration meiner Hündin
- Antwort Tierarzt A: 400 Euro
- Antwort Tierarzt B: 650 Euro
- Antwort Tierarzt C: 950 Euro
MEHR ALS DOPPELT- SO VIEL
Ganz genau! Die Narkose ist der Übeltäter für den enormen Preissprung innerhalb der Kostenvoranschläge.
Was den Besitzer fassungslos dastehen lässt, hat tatsächlich plausible Gründe.
Aber fangen wir mal von vorne an.
Wo ist eigentlich die Abrechnung der Tierärzte geregelt?
-> in der GOT, der Gebührenordnung für Tierärzte, neueste Fassung 22.11.2022.
Um zu verstehen, was den Unterschied bei den Preisen ausmacht, ist es wichtig zu wissen, welche Punkte die GOT für die Narkose bereithält und wie wichtig sie für eine sicheres Wiederaufwachen deines Tieres ist.
Sie ist die Vornarkose für eine spätere Inhalationsnarkose und führt zum entspannten Hinlegen. Sie nimmt den Patienten die Angst und reduziert Narkosezwischenfälle.
Aber die benötigte Narkosetiefe für ein Operation wie einer Kastration wird hier nicht erreicht.
Die dafür benötigten Medikamente werden entweder in den Muskel oder direkt in die Vene verabreicht.
Sie kann ebenfalls als Vornarkose genutzt werden, oder aber auch als alleinige Kurznarkose bei kleinen Eingriffen wie z.B. der Katerkastration oder dem Ziehen von Krallen oder ähnlichem.
Um eine längere Narkosedauer und gleichmäßige Tiefe für größere Eingriffe zu erzielen, müssen meistens über einen Venenkatheter Medikamente nachgegeben werden.
Sie kann in den Muskel oder aber auch in die Vene direkt verabreicht werden.
Sie ist der Goldstandart der Narkosen.
Der Patient wird über einen in die Luftröhre verbrachten Tubus an das Narkosegerät angeschlossen und so mit Narkosegas und Sauerstoff versorgt.
Je nach Gerät atmet der Patient selbst oder wird aktiv beatmet.
Der Intubationsnarkose wird immer eine Sedation oder Injektionsnarkose vorgeschaltet.
Unter dem Begriff der Antagonistation versteht man das Aufheben einer Narkose, mit dem Vorteil, dass die Tiere schneller erwachen und weniger auskühlen.
Allerdings muss ihr Einsatz genaustens abgewogen werden, da evtl. die schmerzreduzierenden Eigenschaften der Narkosemittel ebenfalls aufgehoben werden.
Unter einem Monitoring versteht man das Überwachen der Vitalwerte eines narkotisierten Patienten mittels Gerätemedizin.
Zu den kontrollierten Vitalwerten gehören mindestens:
Puls, Atmung und Temperatur,
bei einem aufwendigeren Monitoring zusätzlich noch Sauerstoffsättigung, Blutdruck und die CO2-Messung
Im Narkoseprotokoll werden während der laufenden Operation in definierten Abständen die Vitalwerte, die Einstellung des Narkosegases, die Infusionsmenge, die Einstufung des Patienten in eine Narkoserisikoklasse namens ASA und die genaue Länge der Narkose vermerkt. Das Erstellen eines Narkoseprotokolls kann je nach Aufwand ausführlich und einfach berechnet werden.
Es ist immer ein Qualitätsmerkmal einer hochwertigen Narkose und Teil eines guten Qualitätsstandards in einer Tierarztpraxis.
Die GOT-Nummern wie Inhalationsnarkose, Kombinationsnarkose und TIVA vernachlässige ich hier in dem Artikel, da sie für die Preisfindung und den Besitzer erst einmal eine untergeordnete Rolle spielen.
Was wird evtl. zusätzlich von der Tierarztpraxis geleistet, ist aber nicht als Posten in der Gebührenordnung aufgelistet?
Aber warum liegt mir das Thema Narkose so am Herzen?
Am besten ist es anhand der Narkoseleitlinien zu erklären:
Da noch immer deutlich mehr Tiere in Narkose versterben als Menschen, wurden die Narkoseleitlinien im Veterinärbereich als Empfehlung eingeführt.
Im gesunden Zustand versterben 0,05% und bei kranken Tieren 1,33% der narkotisierten Hunde, sowie 0,11% gesunde und 1,4% kranke Katzen.
Diese Zahlen entsprechen der Sterberate bei den Menschen von vor 80 Jahren!
Heute liegt das Risiko als Mensch bei einer Narkose zu versterben nur noch bei 0,00055-0,001% (Studie von Renner et al aus 2015).
Die wichtigsten Punkte für euch als Besitzer habe ich kurz zusammengefasst:
Insgesamt ist es immer ratsam vor einem operativen Eingriff den behandelnden Arzt/Ärztin nach der Narkoseart zu fragen, so wird der Preis einer Narkose, bzw. einer Operation für euch deutlich transparenter.