Dieser Artikel erschien zuvor in der Zeitschrift „Meine Pause“
Halb verhungert war das Rehkitz, als es zu Erika auf den Hof gebracht wurde Jagdhündin Emmi ist es zu verdanken, dass Bambi überlebt hat.
Leichtfüßig springt Bambi über den Rasen, stupst ihre Spielgefährtin furchtlos mit der Schnauze an. Ausgelassen tollen das zierliche Reh und die kräftige Jagdhündin über die Wiese und balgen sich um eine Rosenblüte. Dass sich ihr Schützling so gut entwickelt, hätte Erika Flubacher (46) im letzten Frühjahr nicht zu hoffen gewagt: Gerade mal ein paar Tage alt war das Rehkitz, als Spaziergänger es auf den Familienhof bei Freiburg brachten. „Es war halb verhungert und bewegte sich kaum noch“, erinnert sich Erika, die Frau eines Jägers und Landwirts. Vielleicht war seine Mutter bei einem Unfall getötet worden. Oder Menschen hatten das Kitz angefasst, worauf seine Mutter es verstoßen hat. So oder so: Allein in der freien Natur hätte das arme Tier nicht überlebt. Erika sprang als Ersatz-Mama ein: „Ich hatte schon mal ein Reh aufgepäppelt und wusste, was zu tun ist. „Da Kuhmilch für Wildtiere schädlich ist, besorgte sie sich Ferkelmilchpulver. Mit einer Spritze träufelte sie dem Kitz die Flüssigkeit ins Maul – alle zwei Stunden, Tag und Nacht. Doch ganz konnte sie die Rehmutter nicht ersetzen: “ Die schleckt in der Natur den Bauch des Babys, um die Verdauung anzuregen.“ Erika versuchte es mit Massagen, ohne Erfolg. „Willst du es probieren?“, sagte sie aus Spaß zu Emmi. Und tatsäclich: Die Hündin, die kurz zuvor Junge bekommen hatte, leckte den Bauch des kleinen Findelkindes und brachte seine Verdauung in Schwung. Seitdem kümmert sich nicht nur Erika um Bambi: Emmi, deren Sprössling Aiko und Terrierhündin Ronja nahmen es in ihr Rudel auf, teilten sogar ihr Körbchen mit ihm!
Bald trank Bambi aus einem Fläschchen, nach vier Wochen gab es Haferflocken und Obst. „Heute nascht Bambi am liebsten Rosenblätter.“ Auswildern kann Erika ihr Reh nicht mehr. “ Es hat sich zu sehr an Menschen gewöhnt“, sagt sie. „Aber unser Liebling darf bei uns bleiben.“ Mittlerweile hat sie ein großes Auslaufterrain für den Vierbeiner hergerichtet und eine Kleemischung in den Rasen eingesät. „Damit Bambi nicht mehr die Geranien und die Rosen im Garten plündert“, lacht sie.