Tierfreundliche Geschenke ja – Tiere als Geschenk nein. Tiere sind nicht als „Geschenk“ zu betrachten. Besonders bei Kindern ist die Freude groß, wenn sie einen kleinen Hundewelpen oder ein niedliches Katzenbaby als Familienzuwachs bekommen. Doch warum Tiere als Weihnachtsgeschenk eher kritisch und problematisch zu betrachten sind und mit welchen Problemen Tierheime deshalb oft konfrontiert sind, erfahrt ihr hier.
1. Tiere sind keine Sachen
Unter dem Weihnachtsbaum gehören Geschenke, die man auch ggf. zurückgeben kann oder mal zur Seite stellt, wenn man gerade keine Lust hat damit zu spielen. Dies kann man mit Büchern, Bausteinen, Puppen oder Spielen machen. Tiere gehören eindeutig nicht dazu. Auch nach dem Bundesgesetzbuch § 90a BGB sind Tiere keine Sachen. Daher ist es wichtig Tiere nicht als solche zu sehen und sie nicht als Geschenk unter den Weihnachtsbaum zu legen.
Mit dieser Handlung gibt man Kindern nicht nur weiter, dass Tiere Dinge sind, sondern das man sie so auch behandelt. Aber unsere geliebten Haustiere sind Lebewesen, mit denen sich eine ganz wunderbare Freundschaft entwickeln kann.
Leider wird besonders in Tierheimen immer wieder deutlich, was Haustier für Menschen sind. Sie sind Dinge, über die man verfügen kann, wie man Lust hat. Dies bestätigt ein Ereignis, was dem Tierheim Berlin wiederfahren ist: „Wir hatten auch schon jemanden hier, der den alten Hund vorne abgegeben und nach einem neuen Welpen gefragt hat“, berichtet Beate Kaminski vom Tierheim Berlin. Dies ist selbstverständlich höchst unmoralisch und kein Tier wird solchen Menschen überlassen.
2. Tier und Halter müssen zusammenpassen
Wenn man ein Tier verschenkt bedeutet dies meist, dass Tier und Mensch sich noch nicht kennengelernt haben. Es gibt viele verschiedene Hunde- und Katzenrassen und genauso unterschiedlich kann auch ihr Charakter sein. Bei einigen kommt es auch nur auf den Niedlichkeitsfaktor an, dabei wird völlig außer acht gelassen, ob es sich bei einem Hund beispielsweise um ein Tier mit Jagdtrieb handeln könnte. Ist dies erwünscht oder möchte man sich auf einen Familienhund
Auch sollte man sich der Entwicklung des Tieres bewusst sein. So sind zum Beispiel Mastiffwelpen äußerst niedlich, doch wiegen sie mit ihren 90 kg später einmal so viel, wie etwa ein drei Monate altes Kalb. Wenn man Kleinkinder hat, sollte man sich über solche Aspekte besonders informieren.
Auch Kaninchen, Meerschweinchen und Nagetiere werden auch gerne an Weihnachten verschenkt. Dabei sind besonders Kaninchen ungeeignet für Kinder, da sie Fluchttiere sind und weder gerne kuscheln noch gestreichelt werden möchten.
Auch die Lebens- sowie Wohnsitutation sollte beachtet werden. Ist man fast täglich mehrere Stunden nicht daheim, so würde sich eher eine Katze mit Freigang bewähren, als ein Hund, der täglich mehrmals Gassi gehen muss und allgemein nur ungern alleine ist. Hat man eine kleine 2-Zimmer-Wohnung, so sollte einem bewusst sein, dass große Hunde wie Schäferhunde oder Weimaraner ihren Platz benötigen.
Das Leben des Halters muss mit dem Leben des Tieres übereinstimmen – und andersherum.
Diese verschiedenen Faktoren werden meist übersehen, wenn man ein Tier leidlgich als „Geschenk“ betrachtet.
3. Mangelhafte Vorbereitung
Neue Tiere als Familienzuwachs bedarf es einer guten Vorbereitung. Die Katze benötigt ihren Kratzbaum, der Hund sein Bett und Kaninchen ihren Stall. Zudem sollte vorher geklärt worden sein, dass auch tatsächlich alle Familienmitglieder mit dem neuen Bewohner einverstanden sind.
Leider kommt es besonders an Weihnachten häufig vor, dass wenn man ein Haustier verschenken möchte, notwendige Vorbereitungen viel zu kurz kommen. Primär steht der Kostenfaktor Haustier im Vordergrund. So können sich viele Beschenkte das neue Haustiers gar nicht leisten, so Judith Brettmeister vom Tierheim München. So belaufen sich jährliche Kosten einer Katze laut dem Deutschen Tierschutzbund auf etwa 700 Euro, während ein Hund etwa 1.200 Euro im Jahr kostet. Neben allgemeinen Ausgaben wie Futter, Katzenstreu, Spielzeug, Mobiliar, Impfungen und Entwurmung kommen noch weitere Kosten wie Versicherungen, weitere anfallende Tierarztkosten und die Hundesteuer hinzu.
4. Ein Haustier bleibt ein Leben lang
Ein Geschenk ist oftmals für den Moment. Wenn man Kindern ein Spielzeug kauft, spielen sie damit ein paar Mal, bis etwas anderes viel angesagter und interessanter ist. Um Haustiere muss man sich ihr Leben lang kümmern. Unsere tierischen Lieblinge begleiten uns über eine lange Zeit. So können Katzen bis zu 20 Jahre alt werden, Hunde etwa 15 Jahre und Kaninchen bis zu 12 Jahre. Man muss sie immer ins Familiengeschehen mit einbeziehen. Fragen müssen berücksichtigt werden, wer zum Beispiel mit dem Hund täglich spazieren geht – auch wenn er älter ist. Oder wer sich um das Tier kümmert, wenn die Familie in den Urlaub fährt. Auch wer die eigentliche Bezugsperson für das Tier ist, spielt eine große Rolle, besonders wenn Kinder später ausziehen. Leider kommen diese Fragen oft zu kurz.
5. Verschenkte Tiere landen oft im Tierheim
Aufgrund der oben genannten Aspekte, landen Tiere, die zu Weihnachten verschenkt wurden, oftmals (wieder) im Tierheim oder sogar auf der Straße. Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass die Entscheidung, ein Haustier anzuschaffen, nicht gut durchdacht war oder die Erwartungen der neuen Besitzer nicht erfüllt hat. Manchmal wird das neue Haustier auch abgegeben, weil die Kinder das Interesse verloren haben.
Jedes Jahr werden zur Weihnachtszeit tausende Tiere im Tierheim abgegeben oder ausgesetzt. Letzteres ist besonders in der kalten Winterzeit verheerend.
Tierheime ergreifen Maßnahmen
Um genau diese Tragödie zu verhindern, verhängen viele Tierheime einen Vermittlungsstopp um die Feiertage herum. Dadurch möchten Tierheime vorbeugen, dass man Tiere gedankenlos zu Weihnachten verschenken. Wer dennoch unbedingt ein Haustier zu Weihnachten verschenken möchte, könnte zum Beispiel ein Kuscheltier in Form des Tieres unter den Baum legen. Dies kann als Gutschein dienen, um dann das geeignete Tier im neuen Jahr in Ruhe und mit allen notwendigen Vorbereitungen auszusuchen – idealerweise handelt es sich dabei um ein Tier aus dem Tierheim. Keinesfalls sollte man jedoch Tiere über dubiose Kleinanzeigen oder Internetangeboten kaufen. Dabei handelt es sich oftmals um illegale Angebote, bei denen die Tiere und Muttertiere unter schlechtesten Bedingungen gehalten werden. Dadurch unterstützt man Vermehrer und den illegalen Welpenhandel. Zudem haben viele dieser Tiere gefälschte Ausweise, sind viel zu jung bei der Abgabe, weisen nicht die notwendigen Impfungen auf und sind meist krank bei der Abgabe. Einige der Tiere sterben bereits nach kurzer Zeit.
Tolle tierische Geschenke
Wenn man jemandem ein tierisches Geschenk zu Weihnachten bereiten möchte, gibt es auch andere tierfreundliche Geschenke, die Mensch und Tier Freude bereiten. So bieten viele Tierheime und Tierschutzvereine Tierpatenschaften an. Einige Organisationen stellen eine einjährige Mitgliedschaft als Gutschein aus. Es gibt aber auch tierische Unternehmen, die jährlich Kampagnen organisieren, wo Tierheimwünsche erfüllt werden. So kann man einem bestimmten Tier oder auch mehreren Tieren im Tierheim helfen.