Die Pubertät – die Zeit, in der aus gut erzogenen Welpen ungehorsame Jungtiere werden. Hunde in der Pubertät stellen für viele Besitzer eine Herausforderung dar, denn plötzlich scheinen sie nicht mehr zu hören und alles, was ihnen beigebracht wurde, vergessen zu haben. Wir verraten euch, wie Hunde und Besitzer die schwierige Entwicklungsphase gut überstehen.
Wieso verändert sich ein Hund in dieser Entwicklungsphase?
Die Pubertät ist ein Teil des Heranwachsens. Sind Hunde in der Pubertät, spricht man auch von der Flegelphase oder Null-Bock-Phase. Sie machen oft einfach, was sie wollen und vor allem wann sie es wollen. Desinteresse gegenüber den Halter und Ignoranz von Kommandos entsteht. Hunde erreichen während dieser Entwicklungsphase zwar die Geschlechtsreife, dies bedeutet jedoch nicht, dass der Hund auch geschlechtsreif ist. Lediglich der Sexualtrieb ist vollständig ausgereift.
Und genau hier liegt das Problem: der Hormonhaushalt und das Gehirn des Vierbeiners unterliegen nämlich starken Veränderungen, welche Hunde unberechenbar machen können. Vergleicht man die Pubertät mit einem Teenager, sind Hunde in der Pubertät – ähnlich wie bei Menschen – nicht immer zu verstehen und gleichzeitig sehr sensibel.
Wann kommt ein Hund in die Pubertät?
Der Beginn der Puvertät bei Hunden kann sehr unterschiedlich sein. Generell lässt sich jedoch sagen, je kleiner die Rasse ist, desto früher werden sie geschlechtsreif. Dies kann bei kleineren Hunden bereits im Ater von sechs Monaten geschehen. Bei größeren Hunden in etwa ab neun Monaten. Ausschlaggebend hierfür ist der Zahnwechsel, denn direkt im Anschluss kommen die Hunde in die Pubertät. Zudem nehmen auch Ernährung und Stress großen Einfluss auf den Beginn der Pubertät.
Hinweis: Rüden entwickeln sich meist langsamer als Hündinnen.
Was sind die Anzeichen, dass ein Hund in der Pubertät steckt?
Mögliche Anzeichen für die Pubertät bei Rüden können sein:
– Wachstum der Hoden
– Hund hebt beim Urinieren das Bein
– Beginn der Reviermarkierung
– Veränderung des Schnüffelverhaltens an anderen Hunden und Tieren
– Aufschlecken von Urin
– stärkeres Konkurrenzverhalten
Mögliche Anzeichen für die Pubertät bei Hündinnen können sein:
– Läufigkeit
– angeschwollene Vulva
– Rüden zeigen mehr Interesse am Weibchen
Weitere mögliche Anzeichen für die Pubertät bei Hunden können sein:
– Zunahme des rassenspezifischen Verhaltens wie Jagdtrieb
– Erweiterung des Wahrnehmungsradius
– sensiblere und emotionalere Reaktionen des Hundes
– Verhaltensänderungen wie Angst, Aggression, Neugierde, Ungehorsam
berührungs- und geräuschempfindlicher
– verstärkte Trennungsangst
– keine Impulskontrolle und Risikoabschätzung
– wählerischere Wahl des Spielpartners
– anderes Erkundungsverhalten
– leicht ablenkbar
– Geschmacksveränderung
– Interessenverschiebung
Was passiert während der Pubertät beim Hund?
Das Gonadotropin Releasing Hormon (auch GnRH genannt) läutet den Beginn der Pubertät beim Hund ein. Aufgrund dieses Hormons werden die Geschlechtshormone freigesetzt und das Gehirn verändert sich. Der Mandelkern des Hundes, die Amygdala, wächst. Dieses emotionale Bewertungszentrum steuert die Wahrnehmung und die entsprechenden Reaktionen des Vierbeiners. Der Hund reagiert dadurch empfindlicher und emotionaler auf Umweltreize. In dieser Phase kann es beim Hund vermehrt zu Ängsten oder Aggressionen kommen.
Auch die Großhirnrinde verändert sich. Da in dieser Phase manche Synapsen abgebaut werden und der präfrontale Kortex, welcher Reize verarbeitet, noch nicht ausgereift ist, kann der Hund nicht planvoll handeln, Gelerntes nicht abrufen und reagiert sehr impulsiv.
Konträr dazu steigert die Nebennierenrinde ihre Aktivität. Dies bedeutet eine erhöhte Produktion des Stresshormons Cortisol. Pubertierende Junghunde sind deswegen schneller reizbar und durch vieles gestresst.
Einhergehend mit diesen Veränderungen sind die verschiedenen Bereiche des Gehirns empfindlicher für das Glückshormon Dopamin, weswegen Hunde in der Pubertät neugierig und schnell erregt sind. Sie streben nach Aktivitäten, die sie glücklich machen. Dabei interessiert es sie meist nicht, ob der Besitzer es für gut findet.
Wie lange dauert die Pubertät beim Hund?
Das Ende der Pubertät bei Hunden lässt sich nicht eindeutig festlegen. Die Pubertät ist lediglich ein Teil des Heranwachsens, weswegen Hunde am Ende der Pubertät körperlich und geistig noch nicht voll entwickelt sind.
Grob geschätzt liegt das Ende der Pubertät bei den meisten Hunden in etwa zwischen dem 5. und 14. Lebensmonat.
Auch hier nimmt die Größe des Vierbeiners Einfluss auf das Ende der Pubertät. Daher endet die Pubertät bei kleinen Hunden ungefähr im Alter von eineinhalb Jahren und bei größeren Hunden manchmal erst mit vier Jahren.
Eine Kastration in dieser Zeit ist nicht empfehlenswert, denn im schlimmsten Fall entwickelt sich das Gehirn langsamer und der Hund ist anfälliger für Krankheiten. Hunde-Besitzer sollten sich vorher beim Tierarzt beraten lassen.
Wie geht man am besten mit der Pubertät beim Hund um?
Einem Hund in der Pubertät sollte man gegenüber geduldig und verständnisvoll sein. Daher können Liebesentzug und harte Strenge in der Hundeerziehung die Beziehung zwischen Mensch und Tier langfristig schädigen. Dennoch braucht ein Hund besonders in dieser Zeit im Umgang mit Dir Konsequenz, Sicherheit, Führung und Orientierung.
Auch wenn der Hund scheinbar vieles vergessen hat und nicht hört, sollte das Training fortgeführt werden. Anderenfalls gehen die erlernten Kommandos und Tricks verloren, denn nicht genutzte Synapsen werden abgebaut. Tipp: Es ist hilfreich, einige Trainingsschritte zurückzugehen, Gewohntes durch Wiederholungen zu festigen und sehr geduldig zu sein.
Der Halter sollte bestehende Regeln und erlernte Grundsignale festigen oder sie dem Hund erneut vermitteln. Leistungsdruck ist hierbei eher hinderlich. Auch der Geschmack und Spieltrieb des Hundes kann sich verändern. Daher sollte man Neues ausprobieren, wie bspw. andere Belohnungen einsetzen sowie Leckerli, Spielzeuge oder Spiele. Hinweis: Man sollte auf ausreichend Entspannung und Ruhephasen achten. Der Hund wird sonst zu sehr gestresst und später hyperaktiv.
Eine besondere Aufmerksamkeit erfordert das Gassi gehen. Hierbei sollte man speziell auf die Reaktionen des Hundes bei Begegnungen mit anderen Tieren achten. Zudem sollte man eventuell rechtzeitig ausweichen und ruhige Strecken und Spielflächen aufsuchen, ohne andere Hunde. Den Kontakt zu Artgenossen sollte man dem Hund jedoch nicht ganz verbieten, da dieser wichtige soziale Aspekte mit sich bringt. Als Alternative könnte man auch die Spielpartner genau auswählen und sich nur mit einem befreundeten Hundehalter in einem abgesicherten Rahmen treffen.